Fasten und Diabetes

Fasten und medikamentöse Therapie bei Diabetes mellitus Typ 2 – Konzept und Rezept

Eine Fastentherapie bietet gute Möglichkeiten zu einer Stoffwechselverbesserung bei übergewichtigen Menschen mit Diabetes mellitus Typ 2. In einem stationären Setting erfolgen während des Fastens gleichzeitig gesundheitsbildendeMaßnahmen zur Entwicklung eines gesünderen Lebensstils. Zusätzlich können den Betroffenen diabetesspezifische Wissensinhalte vermittelt werden.
Ziel ist neben der Verbesserung des Risikofaktors „Blutzucker“ und der damit im Zusammenhang stehenden Folgeprobleme die Vermittlung von Selbstkompetenzen bei Ernährung und Bewegung im Anschluss an das Fasten.
Nach Fastenbeginn ist in der Regel eine baldige Verbesserung der Blutzuckerwerte erkennbar, vor allem dann, wenn noch eine ausreichende Betazellaktivität der Bauchspeicheldrüse vorliegt. Bei Therapiebeginn ist immer eine Anpassung der Antidiabetika (und auch der Antihypertensiva)an die sich verändernde Ernährungssituation des Fastens nötig.
Insulintherapien können meist zunächst – unter fortgesetzter Beobachtung der Blutzuckerwerte - pausiert werden. Im Anschluss an das Fasten kann dann eine neue Therapieform oder Modifikation der Insulintherapie erwogen werden, die die weitere Gewichtsreduktion bei Vorliegen von Übergewicht unterstützt und dem neu etablierten Ess- und Bewegungsverhalten angemessen ist.
Bei initial unzureichend eingestellten Patienten wird eine bereits vorbestehende Insulintherapie zu Beginn des Fastens in reduzierter Form noch fortgesetzt und kontinuierlich an die Stoffwechselverbesserung angepasst.
Während der Kostaufbautage wird ggf. eine veränderte Medikation neu begonnen. Je nach Ausgangsbedingungen kann unter einer konsequenten Nutzung der Basistherapie „Ernährung und Bewegung“ zunächst auch noch auf eine medikamentöse Therapie verzichtet werden. Bei Fehlen von Kontraindikationen wird ggf. z. B. mit Metformin (wieder) begonnen, als medikamentöse Optionen stehen aber im Prinzip auch alle anderen Antidiabetika zur Verfügung. Bei Insulintherapien zeigt sich bei übergewichtigen Patienten fast immer eine ausgeprägte Reduktionsmöglichkeit der Dosierung im Vergleich zu der Zeit vor dem Fasten. Eine geschickte Kombination mit anderen Antidiabetika kann ggf. sinnvoll sein und Synergien freisetzen, die das Ziel einer weiteren metabolischen Verbesserung unterstützen.
Der erlebnisorientierte Charakter des therapeutischen Fastens kann in einem multimodal ausgerichteten Behandlungsablauf eine Modifikation des Lebensstils möglich machen und wieder mehr Zuversicht in die eigenen Möglichkeiten einer Einflussnahme auf die Krankheit vermitteln.

Dr. Stefan Drinda, Überlingen (D)
Dr. Walter Kronsteiner, Überlingen (D)

Dr. Stefan Drinda, Überlingen (D)
Internist, Rheumatologe, Diabetologe, Chefarzt der Klinik Buchinger Wilhelmi. Er vereint Schulmedizin und Komplementär­medizin und untersucht die Wirkung des Fastens auf den Stoff­-
wechsel und Entzündungsgeschehen.

buchinger-wilhelmi.com

Dr. Walter Kronsteiner, Überlingen (D)
Internist, Diabetologe.
Seit 1998 als Oberarzt in der Kurpark-Klinik Überlingen tätig.
Zusatzqualifikationen: Ernährungsmedizin, Naturheilverfahren, physikalische Medizin und Balneologie.

kurpark-klinik.de